Die Blende ist eine der Einstellungsmöglichkeiten, um den Moment so einzufangen, wie du ihn als Erinnerung abspeichern möchtest. Sie wird vor allem mit dem Fokus auf die (Tiefen-) Schärfe in deinem Bild gewählt. Nachfolgend findest du
- Hintergrundwissen zur Blende,
- Ergebnisse der Blendeneinstellung,
- Darstellung der Blende,
- Einstellmöglichkeiten der Blende,
- Abhängigkeiten von Umgebung,
- Abhängigkeiten von anderen Einstellungen,
- Unterschied zwischen (DSLR-)Kamera und Handy,
- Übungen für ein Gefühl der Blendeneinstellungen
aufgelistet und erklärt.
Dieser Beitrag ist Basiswissen. Er ist für Anfänger geeignet. Falls du schon mehr Erfahrung hast, solltest du lieber bei den Beiträgen für Fortgeschrittene vorbeischauen.
Wie kannst du dir eine Blende vorstellen?
Die Blende ist ein sehr dünnes Bauteil, das aus Lamellen besteht. Diese Lamellen sind so angeordnet, dass sie in der Mitte ein Loch lassen. Wenn du sie verstellst, wird das Loch größer oder kleiner.
Ergebnisse der Blendeneinstellung
Oder: Wieso du die Blendengröße selber wählen solltest.
Mit der Blende kannst du die Tiefenschärfe in deinem Bild beeinflussen. Wenn du die Blende weiter öffnest, wird die Tiefenschärfe kleiner. Schließt du die Blende, wird die Tiefenschärfe im Bild größer.
Natürlich hilft dir auch das Öffnen der Blende, mehr Licht auf den Sensor fallen zu lassen. Wenn du die Blende schließt, fällt weniger Licht auf den Sensor. Damit kannst du auch die Helligkeit des Bildes beeinflussen. Aber bedenke, dass das Hauptergebnis deiner Blendenwahl die Tiefenschärfe ist. Somit setze sie lieber dafür als für die Lichtregulation ein.
Fazit Wirkung
Blende offener = helleres Bild mit weniger Tiefenschärfe
Blende geschlossener = dunkleres Bild mit mehr Tiefenschärfe
Darstellung der Blendeneinstellung
Wenn du die Blende einstellen willst, wirst du mit „f/1.8“ oder ähnlicher technischer Schreibweise konfrontiert. Nun könntest du denken, bei kleiner Zahl ist die Blende wenig geöffnet. Aber das stimmt nicht. Denn du siehst einen Bruch vor dir.
Das F steht für die Brennweite (focal length) und mit der hinter dem „/“ angegebenen Zahl teilst du die Brennweite durch die Zahl. Wenn du eine Zahl durch 4 (f/4) oder durch 8 (f/8) teilst, wirst du in Mathe gelernt haben, dass beispielsweise 1/4 größer als 1/8 ist. Genau deshalb ist die Blende bei kleineren Zahlen im Nenner (f/1.8 oder f/4) weiter geöffnet als bei größeren Zahlen (f/8 oder f/11). Ein Beispiel mit 200mm-Brennweite: Bei Blende 5 ist die Öffnung 40mm groß, bei Blende 11 ist sie circa 18mm groß.
Wenn du also deine Blende weiter öffnen willst, damit du weniger Tiefenschärfe im Bild erhältst, solltest du kleine Zahlen wählen. Möchtest du viel Tiefenschärfe und somit eine kleine Blendenöffnung, beispielsweise in der Landschaftsfotografie, stellst du große Zahlen ein. Somit steht die Blendenöffnung im Gegensatz zu der Größe der Zahl, aber deine Tiefenschärfe auf dem Bild ist proportional zu dem Anwachsen der Blendenzahl.
Fazit Darstellung
Blende offener = kleinere Zahl
Blende geschlossener = größere Zahl
Einstellmöglichkeiten der Blende
Die Blendengröße wird durch die Kamera oder dich gewählt – so wie du den Modus wählst. Aber welcher Modus ist der passende zum Fotografieren oder Lernen?
Vollautomatik
Es gibt viele Möglichkeiten die Blende einzustellen. Du kannst sie von der Kamera automatisch einstellen lassen. Das solltest du aber nur tun, wenn du dich zuerst mit der Bildgestaltung und weiterer Fototheorie, z.B. Fibonaci-Spirale, auseinandersetzt und dich nur darauf zunächst konzentrieren willst. Selber einstellen kann die Bildwirkung, die du erzielen willst, viel besser unterstützen.
Teilautomatik
Um es dir am Anfang leichter zu machen, kannst du zunächst die Zeitautomatik wählen. Deine Kamera wählt dann passend zu deiner von Hand gewählten Blende die Belichtungszeit. Damit musst du dich nicht gleich auf sehr verschiedene Variablen einstellen, denn die Abhängigkeiten von der Umgebung werden deine Aufmerksamkeit schon fordern (siehe nächstes Kapitel – Äbhängigkeiten von Umgebung).
Manuell
Sobald du die Belichtungszeit auch im Griff hast, lohnt sich der manuelle Modus. Dabei kannst du auch die ISO möglicherweise direkt manuell mit einstellen. Manuell kannst du am besten deine Bildvision umsetzen.
Smartphone
Bei Smartphones kannst du meist im Profi- oder Portraitmodus die Blende selber wählen. Bedenke dabei, dass die Handys eigentlich nicht das Bauteil, das weiter oben beschrieben wurde, verbaut haben oder zumindest nicht so verbaut haben, dass du die Öffnung mit deiner Einstellung veränderst. Handys rechnen meist die Tiefenschärfe aus und sie wird nicht durch optische Möglichkeiten realisiert.
Fazit Einstellung
Verständnis von Blende & Belichtungszeit = manueller Modus (mit/ohne ISO-Automatik)
Lernen von Blendenverständnis = Zeitautomatik mit ISO-Automatik
Abhängigkeiten von Umgebung
Die Blendenwahl hängt von einigen Eigenschaften der Fotolocation und des Motivs ab. Diese sind bei der Wahl zu bedenken, um das Bild zu fotografieren, was du dir vorstellst.
Entfernung zum Objekt
Die Auswirkungen der Blende auf die Tiefenschärfe in deinem Bild ist auch abhängig, wie weit du von deinem Motiv entfernt bist. Vor allem bei Blenden von f/1.2 bis f/8 wirken sich Entfernungen sehr auf die Tiefenschärfe im Bild aus. Bei weiter entfernten Motiven und je weiter die Blende geöffnet ist, umso mehr scharfen Bereich wird es um deinen Fokuspunkt geben.
Vorhandenes Licht
Wie auch schon weiter oben angesprochen, hängt die nutzende Blende auch mal von dem gegebenen Licht ab. Natürlich gibt es weitere Einstellmöglichkeiten, die auch die Helligkeit des Fotos beeinflussen und manche sollte man zuerst anpassen. Aber vor allem in schwierigen Lichtsituation hilft es, die Belichtung des Fotos auch bei der Blendenwahl zu beachten.
Größe des Motivs
Je größer das Motiv ist, umso größer solltest du auch die Blendenöffnung wählen. Ansonsten wird nur ein Teil deines Motivs scharf. Somit könnte man beispielsweise sagen, dass bei einem Insekt die Brennweite von 1.2 bis 3, bei kleineren Tieren 2 bis 5, bei großen Tieren und kleinen Fahrzeugen 3 bis 8 angewendet werden können. Zumindest ist das ein grober Richtwert zum Lernen des Umgangs mit der Blende und hängt dann auch wieder von anderen Variablen, siehe zum Beispiel Entfernung, ab. Bei Landschaftsfotografie werden die größten Zahlen und somit die kleinsten Blendenöffnungen genutzt.
Auswirkungen aufs Bokeh
Das Bokeh in deinem Bild ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Ein Faktor ist die Blende. Je geringer die Schärfe im Hintergrund des Bildes, umso mehr Bokeh bekommst du. Bei eng geschlossener Blende ist deine Chance auf Bokeh gering. Mit weit offener Blende hast du große Chancen auf Hintergrundlichtpunkte.
Tipp nebenbei: Nicht umsonst, habe ich gerade Lichtpunkte geschrieben. Achte am besten darauf, dass genügend Licht im Hintergrund durchbricht. Du benötigst (eher punktuelles) Licht, damit Bokeh entsteht.
Abhängigkeiten von anderen Einstellungen
Neben den Faktoren der Umgebung beeinflussen sich auch die Einstellungen der Kamera untereinander. Du kannst dir mit den anderen Blendeneinstellungen helfen, dass das Bild gut belichtet ist, wenn deine Blendeneinstellungen für die Tiefenschärfe priorisiert werden. Zwei sollten für den Anfang dir helfen, die Einflüsse aufeinander zu beachten, als Fortgeschrittener gibt es dann noch weitere Abhängigkeiten zu beachten.
Belichtungszeit
Du hast oben im Beitrag erfahren, dass du mehr Licht benötigst, wenn du die Blende weiter schließt. Eigentlich logisch, dass bei geschlossenerer Blende weniger Licht auf den Sensor fällt. Aber dein Bild soll trotzdem passend hell sein? Dafür kannst du die Belichtungszeit dann anpassen.
ISO
Die ISO kann dir helfen, die passende Helligkeit in deinem Bild zu erreichen. Bevor du also die Blende zur Lichtanpassung nutzt, solltest du deine Kamera so gut kennen, um zu entscheiden, ob die ISO dir nicht geeigneter helfen kann.
Unterschied (DSLR-) Kamera und Handy
Bei Smartphones wird in der Regel die Blendenverstellung durch Software nachgeahmt. Das bedeutet, wenn du deine Blende bei einer (DSLR-) Kamera schließt, kannst du in das Objektiv reinsehen und dort kannst du beim Einstellen die unterschiedliche Lochgröße sehen. Bei deiner Handykamera wird der Effekt dieser Blendenschließung mittels Software imitiert.
Beim Handy werden also nicht Lamellen verstellt, sondern die Auswirkungen einer möglichen Blendenschließung werden auf das Bild berechnet und angewendet. Deshalb sehen die Übergänge auch manchmal so hart zwischen dem scharfen und unscharfen Bereich aus. In der Blendeneinstellung kann es also riesige Unterschiede zwischen Handy und (DSLR-) Kamera geben.
Übungen
- Nimm dir ein kleines Motiv (Bsp: Kaffeetasse) und setze es in Szene. Nimm dir eine feste Brennweite, nutze die Zeitautomatik. Nun verenge und weite die Blende. Was passiert mit der Schärfe auf deinem Bild? Was gefällt dir?
- Nimm dir ein kleines Motiv (Bsp: Kaffeetasse) und setze es in Szene. Nimm dir eine feste Brennweite, nutze die Zeitautomatik. Vergrößere und verkleinere den Abstand nun ein paar Mal pro gewählter Blendengröße. Mach bei jeder Änderung ein Foto und schreib dir am besten die Parameter auf. Dann sieh dir die Auswirkungen auf die Bilder an. Was passiert bei unterschiedlichen Abständen? Was gibt es bei Änderungen der Blenden für Unterschiede?
- Nun wiederhole Übung 2mit einem größeren Motiv (Bsp: Fahrrad). Was ist der Unterschied zu dem kleinen Motiv?
- Versuche sich bewegende Objekte im Ganzen scharf abzulichten. Wähle sowohl kleine (Bsp: Murmel) wie auch größere Motive (Bsp: Auto). Du solltest die Sportautomatik oder 1/800s bis 1/2000s Belichtungszeit wählen. Welche Blendengrößen eignen sich für ich? (Diese Aufgabe lohnt sich zu wiederholen, wenn du mehr Erfahrung gesammelt hast und dich neu einschätzen willst.)
- Arbeite mit Vorder- und Hintergrund. Du suchst dir Motive, die du in der Umgebung drappierst. Dann versuche die verschiedenen Blendengrößen bei gleicher Brennweite aus und schaue, wie sich die Tiefenschärfe ändert. Mit welcher Blende bei welcher Motivgröße und Abstand gefallen dir die BIlder am meisten?
Du kannst natürlich noch viel mehr üben. Wichtig ist, dass du einfach für dich die Auswirkungen von Blendenverstellungen anschaust. Du wirst merken, welche Auswirkungen auf Bilder du magst und welche nicht und kannst damit deine fotografische Handschrift erlernen.
Viel Spaß beim Üben!
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